Dyskalkulie – Rechenschwäche
Um gut Rechnen zu können benötigen wir
- ein gutes Zahlenraumverständnis,
- eine relativ gute Mengeneinschätzung und
- ein Verständnis der grundlegenden Rechenoperationen Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division.
Intelligente Kinder, die in diesem Bereich eine Verarbeitungsschwäche zeigen, suchen nach
Lösungsmöglichkeiten, die uns sehr umständlich erscheinen. Dafür brauchen sie sehr viele
mentale Ressourcen. Schnelle Ermüdbarkeit, leichte Reizbarkeit und Unlust, sich dieser
Prozedur zu unterziehen sind die Folgen. Die Misserfolgserwartung lässt die Fähigkeit zum
strukturierten Denken weiter schwinden (siehe "Biologie der Angst", Gerald Hüther). Um der
Not zu entweichen, wird die Lösung lieber geraten. Es werden aber auch im Denken des
Kindes ganz logische Vorgänge durchgeführt. Nur unser Verständnis begreift diese Logik
selten.
Für ausreichend gute Rechner ist es schwer vorstellbar, dass das dekadische
Stellenwertsystem begriffen werden muss. Auch ist es für uns selbstverständlich, dass die
Menge vier in der Menge fünf enthalten ist. Ein Kind mit einer spezifischen
Verarbeitungsschwäche auf diesem Gebiet begreift Zahlen als Begriffe verschiedener
Gegenstände, die in eine Reihenfolge gebracht werden. Stellen Sie sich das Alphabet als
Zahlenstrahl vor, und ziehen Sie jetzt G von M ab. Wie finden Sie jetzt den Buchstaben, der
die Differenz von G zu M benennt? Diese gedankliche Arbeit erbringen rechenschwache
Kinder permanent, müssen dazu selbstverständlich die Finger benutzen und vollbringen
dennoch eine besonders starke Leistung! Damit sind wir von der Schuldzuweisung der
Faulheit und der mangelnden Übung zum Glück sehr weit weg.
Jedes rechenschwache Kind hat seine eigene, individuelle Ausprägung der spezifischen
Verarbeitungsschwäche. Damit gilt es in der Diagnose durch Erfragung der Rechenwege die
mögliche Verständnisschwierigkeit zu begreifen. Erst wenn ich das Unverständnis des
Kindes begriffen habe, kann ich ihm angemessen helfen.
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